1150 Jahre Waltershausen / 500 Jahre Reformation
(Zusammenstellung Eberhard und Gunter Wüstling 2017)
01 Geschichtliches über die St. Georg Kirche 1484/85
02 Schloss / Kirche / Sakristei
03 Ehrenmal
05 Altar
06 Orgel
07 Erweiterung der Kirche 1696
09 Gedächtnismale (Epitaphien)
10 Sakramentshäuschen / Kirchenspieß
12 Grabmäler Ostwand 3 und Südwand
14 Johann Friedrich Philipp M. v. O. und Friedrich Christian M. v. O.
15 Charlotte Sophia Marschalk v. O, verh. Kalb
16 Taufstein / Abendmahlskelch / Taufschale
21 Änderung Treppenaufgang / Wegfall Herrschaftsstand
22 Kirchenpatronat in Waltershausen, Wappen
24 Glocken
01. Geschichtliches über die St. Georg Kirche in Waltershausen
– Bau, Ausstattung, Renovierung
(Zusammenstellung / Text / Fotos © Eberhard Wüstling und G. Wüstling)
Quellennachweis: Archiv der Gemeinde und Pfarrei Waltershausen / Herbert Merkl: 500 Jahre Kirche Waltershausen / Kunstdenkmäler des Kgr. Bayern, 3. Band, Heft XIII / Dekanatsbuch: Dekanat Bad Neustadt a. d. Saale / Privatunterlagen
Weil die alte Kirche baufällig und einzustürzen drohte, ließ Christoph Marschalk von Ostheim das jetzige Gotteshaus 1484/85 errichten. Geweiht zu Ehren des Himmelsfürsten, Märtyrers und heiligen Ritters Sankt Georg.
Der Bau einer neuen Kirche geht aus dem Waltershäuser Gemeindebuch hervor (2. Band, Seite 69, Vermerk von Dekan Johann Friedrich Nenninger):
… „Da ihr Vermögen sehr gering war, so schickte der Ritter Christoph Marschalk von Ostheim Collektanten aus. Wie viel oder wenig diese beibrachten, ist unbekannt.“
Im Staatsarchiv Bamberg liegt unter „Nachlass Marschalk von Ostheim Urkunden U 19 v. 23.03.1484“ ein Bittbrief von Christoffel Marschalk zu Waltershausen, durch den er sich Almosen zum Bau der Kirche erhofft.
Der Bittbrief verkürzt und verdeutlicht wiedergegeben:
Ich, Christoph Marschalk zu Waltershausen grüße Euch.
Liebe Freunde!
Bei mir zu Waltershausen – zur Wülfershäuser Pfarrei gehörig – steht ein armes Gotteshaus, das St. Georg, der Himmelkönigin Maria und den heiligen drei Königen geweiht ist. Es ist baufällig und es fehlt ihm allerlei Ausstattung. Weil aber ohne fremde Hilfe das Gotteshaus nicht zu bauen ist, bitten wir mit Erlaubnis des Hochwürdigen Fürsten und Herrn Bischofs Rudolf zu Würzburg und Herzog zu Franken meines gnädigen Herrn um milde Gaben. Spendern ist ein 40-tägiger Ablaß des Bischofs Rudolf zugesagt. Auch so hat das selbige Gotteshaus einen römischen Brief von 10 Kardinälen, der auch jeden 100 Tage Ablaß gibt, eines jeden der desgleichen tut. Meine Bitte lautet: Nennen Sie dem Boten ihre Spende! Die göttliche Belohnung dafür erbitten wir.
Gegeben am 29. März 1484
Ein Empfehlungsbrief des Würzburgischen Bischofs, gültig für 1 Jahr, ist in allen Kirchen und Kapellen bei Ankunft des
Collectanten zu verlesen.
02. Schloss, Kirche und Sakristei
Schloss Waltershausen mit der Kirche St. Georg (1484/85) und der 1693 östlich neu angebauten Sakristei
Kirche und Schloss bilden wie in vielen evang. Gemeinden eine Einheit
Über den Namensgeber unserer St. Georgskirche
St. Georg, Heiliger, wohl um 303 als römischer Soldat gemartert, in Byzanz schon im 7. Jh. der Oberste der Soldatenheiligen. In Süddeutschland erinnern Georgi-Umritte am 23.04. an die ehemals um diese Jahreszeit gefeierten heidnischen Schimmelopfer. Im 10. Jh. auf Heeresfahnen abgebildet, erscheint er erst im 12. Jh. als Pferde- und Drachentöter. Er wurde durch die Kreuzzüge zum Ritterheiligen – man sieht in ihm das Inbild des christlichen Rittertums, den jugendlichen Helden.
Bis 1782 waren die Marschalke von Ostheim Patronatsherren. Sie hatten zur Kirche eine besonders innige Verbindung. Das änderte sich! 1783 sollte nach dem Willen des Herrn Kammerpräsidenten v. Kalb (Nachfolger der Marschalke v. Ostheim) die Kirche sobald wie möglich abgebrochen werden.
Darüber steht im Pfarrbuch Seite 466: 1783 bekam der damalige Prediger Joh. Friedrich Nenniger von Herrn Kammerpräsidenten und Johannitter-Ritter von Kalb den Befehl, an der Kirche nichts reparieren zu lassen, als was dringend notwendig sei, weil sie, sobald als tunlich sei, der versperrten Schloßaussicht wegen abgebrochen und neben dem Pfarrhause in dem herrschaftlichen Hopfenberge aufgebauet werden solle.
Als an den Neubau nicht mehr zu denken war, da der neuen Herrschaft die Gelder ausgingen und die Schulden sich häuften, ließ 1796 Pfarrer Nenninger die Kirche durchgängig ausweißen und neu malen.
Ein Sprichwort sagt: „Wenn dieses Haus so lange steht, bis in der Welt der Neid vergeht,
so steht es nicht für kurze Zeit, dann steht es bis in Ewigkeit!“
03. Ehrenmal
Beim Aufgang zur Kirche steht auf der Ostseite vor der Sakristei das aus Sandstein erbaute Ehrenmal zur Erinnerung an die im Kriege Gefallenen und vermissten Kriegsteilnehmer.
Das Denkmal zeigt St. Georg, Heiliger und Namensgeber unserer Kirche. Er erscheint zu Pferde und als Drachentöter ab dem 12. Jahrhundert. Bereits im 7. Jhdt. war er der Oberste der Soldatenheiligen.
04. Vortragskreuze
Das Vortragskreuz wird bei Beerdigungen vor dem Sarg vorangetragen. Die Trauernden blicken auf den gekreuzigten Christus, der uns Gott in seiner menschlichen Tiefe zeigt. Das Kreuz selbst schaut dabei auf den Sarg.
05. Altar
Der Altar (alt)
„Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinen Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Mat. 18 Vers 20
Der Altar – Begriff des Glaubens. Hier beten wir im Gottesdienst, von hier wird der Segen Gottes über Menschen gesprochen und hier versammelt sich die Gemeinde zum Abendmahl.
Im Bild der alte Altar (vor der Renovierung) bei der Konfirmation am 13. April 1958.
Hinten an der Ostwand, rechts vom Eingang zur Sakristei, sieht man noch den alten Aufgang zur Orgelempore, der zusammen mit dem darunter befindlichen Heiligenstand (Sitz des Kirchendieners) bei der Innenrenovierung entfernt wurde.
Der neue Altar
Das Landesamt für Denkmalpflege hatte nach einer gemeinsamen Besichtigung der Kirche in Waltershausen in einem Gutachten vom 19.01.1966 u. a. geschrieben:
„Es wäre zu begrüßen, wenn anstelle des vorhandenen Altars der alte Barockaltar aus Filke, Lkr. Mellrichstadt, der heute im Rhönmuseum in Fladungen deponiert ist, zur Aufstellung gebracht würde.“
Diese Empfehlung wurde bis zur Wiedereinweihung am 23.12.1974 ausgeführt.
Info: Der aus dem Jahre 1741 stammenden Altar wurde im Zuge der Kirchenrenovierung in Filke im Jahre 1959 abgebaut
Bei der Renovierung der Kirche in Filke 2000/2001 wurde er wieder an seinen angestammten Platz zurückgeführt.
Der Altar erhält wieder sein früheres, einfaches Aussehen ohne den prunkvollen Aufbau. Es wird gesagt, dass ein Teil der Waltershäuser sich mit dem Altar von Filke nicht anfreunden konnten und deshalb gegen eine Rückführung des angekauften Barockaltars nach Filke keine Einwände hatten.
Der einfache Altartisch mit Kruzifix, den sechs Kerzenleuchtern und den Kerzen der Konfirmand(innen) und Präparand(innen) im Jahre 2016
Die jeweiligen Kerzen werden von den Vorbereitungsschülern beim Besuch des Gottesdienstes angezündet.
06. Orgel
Die Orgel zum Lobe Gottes – „Königin der Instrumente“ – hat ihre Wurzeln in der Reformation. Auf die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes, den Lobpreis und die Begleitung durch den Gemeindegesang, wird großen Wert gelegt. Erster schriftlicher Nachweis über den Einbau einer neuen Orgel im Jahre 1696 durch den Orgelmacher Johann Adam Schöpfer zu Hofingen.
1769
wurde die alte Orgel wegen ihres vortrefflichen Klangs mit der neuen verbunden. Orgelbauer war Johann Ernst Döring aus Ostheim v.d. Rhön.
1784
Verkauf der alten Orgel. Die zinnernen Pfeifen wurden verkauft, der Erlös wurde für die Erstellung des „Waltershäuser Gesangbuchs“ mitverwendet. Es handelte sich angeblich um ein aus zwei Auflagen bestehendes „Gesangbuch der öffentlichen und häuslichen Erbauung für einige ritterschäftliche Gemeinden in Franken“, das von dem damaligen Dekan Johann Friedrich Nenninger (1782-1828) herausgegeben wurde. Von dieser „Waltershäuser Ausgabe“, die bald in verschiedenen Gemeinden eingeführt wurde, ist – soweit bekannt – kein Exemplar mehr vorhanden.
1903
erfolgte die Aufstellung einer neuen pneumatischen Orgel, da die alte völlig unbrauchbar geworden war. Das alte Gehäuse wurde renoviert und wieder verwendet. Durchgeführt wurden die Arbeiten durch die Firma C. F. Steinmeyer, Öttingen. An der Südseite vom Altarraum, zur Orgelempore, wurde eine neue Treppe eingebaut.
1946
wurde eine gründliche Überholung durch den Orgelbaumeister Hochrein aus Münnerstadt durchgeführt.
1950
Modernisierung der Orgel durch Einbau eines elektrischen Gebläses. Der sogenannte Blasebalg, der bis dato von dem Gemeindediener, auch manchmal von den älteren Schülern („Läutbuben“) bedient wurde, hatte nun keine Verwendung mehr.
1973
erneute Stimmung der Orgel. Das bayerische Landesamt für Denkmalpflege schlägt im Rahmen der Innenrenovierung bauliche Änderungen vor. Der seitlich hinter dem Altar befindliche Aufgang zur Orgelempore sollte, da er ohnehin aus neuerer Zeit stammt (s. 1903), beseitigt werden. Dadurch könnte die Brüstung der Orgelempore auf den ursprünglichen Zustand zurück geführt werden, wenn der Spieltisch an der Südseite der Orgel gesetzt wird, wozu hinreichend Platz sein wird, wenn der Emporenaufgang wegfällt. Diese Vorschläge wurden auch durchgeführt und zeigen den jetzigen Anblick.
07. Erweiterung der Kirche St. Georg 1696
Um jeden Gottesdienstbesucher einen Platz anbieten zu können, ließ 1696 Philipp Erdmann Marschalk von Ostheim die Kirche erweitern – die an der ersten nördlich des Altars stehende Säule (aus der Barockzeit), die die Empore trägt, erinnert daran.
Schullehrer Christian Bohn (Dichter des Heimatliedes von Waltershausen) schreibt darüber: Er (Philipp Erdman M.v.O.) ließ im Jahre 1693 die gegenwärtige Sakristei bauen und 1696 die Kirche mit mehr Stühlen versehen, weil sie die Zuhörer nicht mehr fassen konnte (!) Auch sorgte er im selbigen Jahr für eine neue Orgel.
Der 10. Pfarrer von Waltershausen, Carl Emil v. Teubern (1830-1836) urteilt über die hiesige Gemeinde sehr streng: „ Im Ganzen ein sehr gutmütiger, in geistiger Hinsicht sehr glücklich disponierter Schlag Menschen. Offen, lehrfähig, witzig, im Ganzen gewandter Natur – Aber das Wort Gottes hat entweder noch nie tiefe Wurzeln geschlagen oder der Stamm, früher veredelt, ist wieder ausgeartet und hat die Natur des wilden Ölbaums in etwas angenommen.“
In einem Zeitungsbericht vom 11. Juni 1977 steht unter Lokales: „Dem Waltershäuser Schloss vorgelagert ist die Dorfkirche, die sich jeden Sonntag außerordentlichen Besuch erfreut.“
Der Kirchengang gehörte damals – wenn möglich – zum sonntäglichen Ablauf einer Christengemeinde. Die Kirche ist mehr als ein Gottesdienstraum. Sie ist auch ein Raum der Stille und der persönlichen Gesinnung.
08. Die Kirche als Grablege
Die Kirche als Begräbnisstätte blieb den Adeligen oder auch reichen Bürgern vorbehalten. Für die Herren von Waltershausen und Marschalke von Ostheim war das Kloster Bildhausen als Grablege bestimmt. Durch Schenkungen oder Stiftungen zu Lebzeiten verband man den Wunsch, für das Seelenheil der Verstorbenen zu beten. So wissen wir, dass ein Truchseß Albert von Waltershausen 1498 in Bildhausen seine Ruhestätte fand.
Von Christoph Marschalk von Ostheim, der die hiesige Kirche bauen ließ (1484-85), schreibt Dekan Nenninger im Waltershäuser Gemeindebuch (S.31): „1488, den 14. Juli starb dieser Herr, und wurde nach Bildhausen begraben, wo schon viele seiner Vorfahren als Wohltäter des Klosters begraben liegen.“
1522 trat mit Moritz I. Marschalk von Ostheim (Sohn von Christoph M. v. O.) eines der ersten Adelsgeschlechter der lutherischen Reformation bei (ab 1523 wurde evangelisch gepredigt). Nicht mehr das Kloster Bildhausen, wie zuvor, sondern die Waltershäuser Kirche wurde nun Erbbegräbnisstätte. Moritz I. M. v. O. wurde als erster darin bestattet. Eine Ausnahme war die Grablege von Pfarrer Johann Adam Schönwetter (1659-1668), der ebenfalls in der hiesigen Kirche zur letzten Ruhe gebettet wurde. 1966 beschloss der Kirchenrat, das Gotteshaus vollständig zu renovieren.
Folgendes ist über die Bestattungen in der Kirche durch die Innenrenovierung bekannt geworden:
August 1973: Beim Abreisen der alten Altartreppe wurde unter dem Sockel ein Stück Gewölbe (über einem Einzelgrab) sichtbar. Der Inhalt wurde nicht festgestellt.
Oktober 1973: Beim Ausgraben des Sakristei-Fußbodens wurden viele Knochen und Knochenreste gefunden. Früher lag neben der Sakristei das Ossarium (das Beinhaus).
Am 05.11.1973 wurde unter dem Fußboden vor den Treppenstufen zum Altar, am Mittelgang, links eine Grababdeckplatte freigelegt. Sie trägt die Inschrift:
Hier ruhet in Frieden der Weyland
Rechsfrey Hoch Wohl ge
borner Herr Herr
Ernst Fridrich*
Marschalck von Ostheim
Herr auf Waltershausen,
Harles, Althausen und Arichshofen
Leich Text Gen XXIV 56
Haltet mich nicht auf
* Großvater von Charlotte von Kalb, geb. Marschalkin v. O.
Bei weiteren Arbeiten (der Fußboden wurde vollkommen erneuert) fanden sich weitere Grüfte. Im Schreiben betr. Kircheninstandsetzung 2. Bauabschnitt vom 14.03.1974 stellte der Gutachter fest: „Es ist nahezu der ganze Kirchenraum mit Grüften ausgefüllt. Um das jeweilige Aufnehmen der Bodenplatten zu vermeiden, habe man offensichtlich die Särge von außen durch das vorher aufgebrochene Mauerwerk unter den Fußboden geschoben. Daher zeigten sich starke Schäden an den Grundmauern. Die Renovierung wurde unterbrochen und es mussten die Grundmauern erst einmal verstärkt bzw. unterfangen werden.“
Die verstorbenen Einwohner des Dorfes wurden – wie meist üblich – um die Kirche herum begraben (die Stätte soll links der Kirche, beim sog. „Seegarten“, gewesen sein). 1613 wurde auf Geheiß des Ritters Georg Philipp Marschalk von Ostheim ein neuer Friedhof außerhalb des Dorfes (bei der Buchmühle) angelegt, der bis heute noch besteht und 2016 neu gestaltet wurde.
09. Gedächtnismale (Epitaphien)
An der Nordwand der Kirche, links vom Altar, befinden sich die vier Epitaphien der Marschalke v. O. – Ritter und Rittersfrau sind in der damaligen Zeittracht dargestellt. Epitaphien sind Gedächtnismale für Verstorbene, in den meisten Fällen aus einer Steinplatte bestehend, die aufrecht an der Kirchenwand befestigt wurde. Auf ihr sind Namen, Todestag und sonstiges über die Personen eingemeißelt. Die hier abgebildeten Personen sind in Reliefarbeit vom Bildhauer herausgearbeitet und stellen die unten abgebildeten Personen dar.
A
B
C
D
A ist einem Vetter der beiden Brüder (b und c) gewidmet, der längere Zeit Amtmann in Königshofen war.
Umschrift: Anno 1588 de 26 Augus ist in Gott entschlaffen der Edle und Ehrenvest Georg Marschalg von Ostheim, Ambtmann …. Gshoffen …. Amen.
Oben die Wappen:
Marschalk v. O. / von Hutten
Truchseß / v. ………. Wetzhausen
B wurde zum Gedenken an den in Frankreich verstorbenen Ritter Philipp Marschalk v. O. errichtet.
Umschrift: Ano dom. 1568 den 28. Vebruar verschied in Gott der Edell und ehrenvest philipp Marschalg von Ostheim zu Waltershausen …. ben zu monnerville in Frankreich Über ihn schreibt Dekan Nenninger im Waltershäuser Gemeindebuch: „… starb als tapferer Kriegersmann auf einem Zuge nach Frankreich, und liegt zu Montpelier begraben.“ (Bruder von c)
Die Wappen im Rundbogen:
Marschalk v. O. / v. Heßberg
v. Fulbach / v. Adelmann
C erinnert an den Ritter Wilhelm Marschalk v. O. (Bruder von b). Er besaß die Hälfte von Waltershausen, er starb kinderlos.
Umschrift: Anno 1584 auf Sonntag nach Pauli bekherung den 26. Januarii verschiedt in Gott der Edle Ehrenvhest Wilhelm Marschalg von Ostheim zu Waltershäussen dessen sehle Gott gnedig sein wolle
Zugehörige Wappen: Marschalk v. O. / v. Heßberg / v. Fulbach / v. Adelmann
D Das Epitaph gedenkt der Ehefrau von Wilhelm Marschalk von Ostheim (c)
Die Umschrift lautet: Ano 1600 den 28. iobris abend umb 3 Uhr ist die Edle und Tugentsame Fraue Anna Vaittin von Sallzburg geborne vom Stein zu Eichenhussen in Gott seliglich End
Die Wappen sind: von Stein / von Fuchs / v. Rosenberg / v. Hutten
10. Sakramentshäuschen / Kirchenspieß
Sakramentshäuschen / Gerätenische
Neben den vier Epitaphien an der nordöstlichen Ecke des Altarraums befindet sich die mit schmiedeeisernem Gitter versehene gotische Gerätenische. In ihr wurden die geweihten Hostien aufbewahrt. Sie soll aus der Zeit der Erbauung der Kirche 1484/85 stammen. Links unten das Wappen der Marschalke v. Ostheim, rechts derer von Fulbach.
Waltershausen war damals ein Filialdorf von Wülfershausen und die Seelsorge wurde von den Benedikter-Patres des Stephansklosters zu Würzburg wahrgenommen. So schreibt Beneficiat Georg Schwinger 1898 über eine Übereinkunft 1514 mit Bischof Lorenz von Bibra über die Abhaltung der Gottesdienste in Waltershausen:
„Das hochwürdige Gut soll auch in Waltershausen aufbewahrt, aber zuvor für ein ewiges Licht gesorgt werden.“ Auch schreibt er: „Die Kirche wurde 1484/85, also noch in guter alter katholischen Zeit, erbauet.“
Nach dem Beschluss des Tridentinischen Konzils 1545 und 1563 (zur Abwehr der Luther-Reformation) wurde die Unterbringung der Hostie auf dem Altar im „Tabernakel“ angeordnet. Mit dem Beschluss verloren die Sakramentshäuschen ihren einstigen sakralen Wert – sie wurden nicht mehr benötigt.
Kirchenspieß
Der Kirchenspieß von Waltershausen soll über 200 Jahre alt sein. Da früher am Sonntagmorgen während des Gottesdienstes wenig Einwohner im Dorf waren, hielt ein männlicher Dorfbewohner im Dorf Wache, um die Bewohner vor Diebstahl und Feuer zu schützen.
Der Kirchenspies war das Zeichen seines Amtes.
Jeden Sonntag musste ein anderer Erwachsener die Tätigkeit übernehmen.
11. Grabmäler Ostwand 1 und 2
An der Ostwand, hinter dem Altar, befinden sich eine Reihe jüngerer Grabmäler.
Es sind die Großeltern, ein Großonkel von Charlotte v. Kalb derer hier gedacht wird (von links nach rechts)
Rokokoepitaph mit reichem Muschelwerk, Grabmal von Charlotta Catarina M. v. O.
Grabmal v. Ernst Friedrich M. v. O. (mit reichem Dekor an Waffen und Kriegsemblemen)
Inschrift:
Ehren Gedechtnis Der Weyland Reichs Frey Hoch
Wohlgebornen Frab Frab Charlotta Catarina
Marschalg Von Ostheim Gebohrn Von Winzingerode
Aus dem Hause Adelsborn
Gebohren ano 1696 den 6. Februar
Vermählt ano 1719 den 28. Noubr
Gestorben ano 1774 den 29. Mäy
Ihres Alters 78 Jahre 3 Monate 3 Dage
Wappen: Marschalk von Ostheim von Wintzingerode
Inschrift:
Ehrengedächtnis
des Weyl. Reichs Frey Hoch Wohlgebo
Herr Hre Ernst Friedrich
Marschalck v. Ostheim Herr auf Waltershaus
Harles Althausen und Arichshofen Ihre Kö-ke-Maj
gewesener Hauptmann do Ano 1681 den 8. Dec zu
Gumpertshausen gebohren und 1730 d. 16. Mart.
Früh zwar plötzlich doch seelich im 49 Jahr
entschlaffen
Ernst Fr. M. v. O. wurde nach den Feldzügen gegen die Franzosen und Türken 1716 zum General ernannt, daher auch die Kriegsembleme auf dem Grabmal. Er ließ das 2. Stockwerk des Schlosses mit dem herrlichen Kuppelsaal bauen.
12. Grabmäler Ostwand 3 und Südwand
An der Ostwand: Grabmal von Karl Christoph M. v. O.
An der Südwand: Grabmal von Elisabetha Lucretia M. v. O.
Inschrift:
Leser Hier ruhen lebendige Zeugen
deiner sterblichkeit die Toden geb …
deß weyland: ..
Reichßfrey Hochwo —-
Herrn H. Carl Ch —-
Marschalck von Ost —-
H. auf Walderßhausen —-
ebfeld etc.: H —-
Hoch —-
Marschalk v. Ostheim v. Rosenau
Truchseß Hutten
Inschrift:
Elisabetha Lucretia
Marschalkin von Ostheim .
gebohrene von Rosenau ward ge-
bohren zu Rosenau den 14. Janu
ary Anno 1663 und seel gestorben
den 13. November Ano 1717
von Rosenau v. Hutten zu Frankenberg / Marschalk v. O. Truchseß von Wetzhausen
– Erbauer der gegenwärtigen Sakristei 1693
– ließ 1693 die Kirche erweitern (im gleichen Jahr erfolgte die Anschaffung einer neuen Orgel.
1954 wurden bei der Außenrenovierung die an der südlichen Außenwand befestigten 3 Grabplatten entfernt und leider zerstört. Es ist nichts über die Inschriften der jeweiligen Persönlichkeiten bekannt, deren hier bedacht wurde.
13. Schaltdeckel und Kanzel
Schaltdeckel
Die Kanzel stammt – wie der Schaltdeckel – aus der Barockzeit um 1700. In den Füllungen zwischen seinen Ecksäulen sind die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lucas und Johannes abgebildet. Konnte der damalige Dekan Johann Friedrich Nenninger aus zeitlichen Gründen keine Predigt halten, so beauftragte er Friedrich Hölderlin, das Wort Gottes zu verkünden. Dieser hatte von Dezember 1793 bis Januar 1795 die Hofmeisterstelle bei der Familie Kalb inne.
Dekan Nenninger (1782 – 1828) vertrat zur damaligen Zeit manche fortschrittliche Ansicht. So sollte zum Beispiel „keine Predigt samt dem Kirchengebete länger als eine ½ Stunde dauern.“
Zum Unterricht in der Schule sagte er: „Es müssen den Kindern noch mehrere gute Schulbücher unentgeltlich in die Hände gegeben werden – und weniger Zeit mit dem Religionsunterricht zugebracht werden!“
1790 wurde das damalige neue Pfarrhaus – Dekan Nenninger wohnte als erster darin – bezugsfertig (heute Privatbesitz). Wegen der vielen Besucher im Pfarrhaus wurde dieses auch „Gasthof zur goldenen Bibel“ genannt.
14. Johann Friedrich Philipp M. v. O.
und Friedrich Christian M. v. O.
Johann Friedrich Philipp M. v. O. mit den Kindern Friedrich Christian und Charlotte Sophia M. v. O.
Johann Friedrich Philipp Marschalk v. O. (1723-1768)
Kaiserlicher Rat, Hochfürstlicher Bambergischer Geheimrat und Untererbmarschalk, Ritterrat beim Kanton Rhön-Werra.
Seine Gemahlin war Wilhelmina Rosina von Stein zu Nordheim (1733-1769).
Das Doppelepitaph aus Stein ist ihnen gewidmet.
Friedrich Christian August Wilhelm Gottlob Aegidius, Sohn von Joh. F. Phil. M. v. O. (1760-1782)
Er besuchte die Universität von Göttingen, dort soll er sich angeblich bei einem Duell – wie einst üblich – eine Verletzung zugezogen haben, an deren Folgen er verstarb.
Mit seinem Tode starb der letzte männliche Erbe der Marschalke v. O. der Waltershäuser Linie aus.
15. Charlotte Sophia Marschalk v. O
Ein Kinderbildnis von Charlotte Sophia Juliana Marschalkin v. Ostheim verh. von Kalb, geb. 25. Juli 1761.
Erblindet und in Armut verstarb sie am 12. Mai 1843 im 82. Lebensjahr im Schloss Montbijou in Berlin.
Sie ruht auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof II.
Auf ihrem Grabstein steht: Ich war auch ein Mensch, sagt der Staub! Ich bin auch ein Geist, sagt das All!
Sie sah in ihrem Leben von Anbeginn einen Sinn, so schrieb sie 1840: „Es ist ein Stil des Lebens, der uns von dem ersten Lebenstage durch alle Ewigkeiten trägt. Es geht aus von Gott und führt zu Gott.“
Charlotte hatte mit sieben Jahren den Vater und mit 8 Jahren die Mutter verloren.
1804 zog sie nach Berlin zu ihrer Tochter Amalia Rezia Elenore Adelaide, genannt Edda (1790-1874), die dort Hofdame der Prinzessin Wilhelmine v. Preußen war.
Sie war eine geistreiche Frau. So hatte sie Schriftverkehr mit allen zu ihrer Zeit bekannten Persönlichkeiten wie Schiller, Goethe, Jean Paul, Hölderlin (Hauslehrer ihres Sohnes Carl Friedrich Alexander von Dez. 1793 – Jan. 1795 / begann in dieser Zeit seinen Roman Hyperion zu schreiben), Wieland, Herder und Hegel. Durch sie wurde Waltershausen in den literaturkundigen Kreisen bekannt. In Mannheim lernte sie Schiller kennen.
Er schrieb damals über sie: „Die Frau zeigt sehr viel Geist und gehört nicht zu den gewöhnlichen Frauenzimmmerseelen.“
Durch Heirat der beiden Schwestern Charlotte Sophia Juliana und Friederica Eleonora Sophia M. v. Ostheim (1764-1831) mit den Brüdern Johann August Alexander und Heinrich Julius Alexander von Kalb auf Kalbsrieth (Nordthüringen) kam das Erbe von ihrem Vater Johann Fiedrich Philipp M. v. O. nämlich: Waltershausen (Stammsitz), im Steigerwald die Rittergüter Dankenfeld, Trabelsdorf, Weinberge bei Zeil, Besitzungen in Althausen, Aubstadt, Saal, Großeibstadt und Berkach in ihren alleinigen Besitz.
1804 war durch Verschuldung von dem reichen Marschalk`schen Erbe nichts mehr vorhanden – es musste verkauft werden.
1827 erstand Sartorius Georg Friedrich (1765-1828) zu Göttingen das Rittergut Waltershausen. Anlässlich dieses Kaufs erhielt Sartorius das Freiherrendiplom von König Ludwig I. von Bayern. Er war verheiratet mit Dorothea Caroline von Voigt (1778-1830).
Mit dem Tod ihres einzigen Enkelkindes Henriette Franziska (Tochter des von Friedrich Hölderlin erzogenen Friedrich von Kalb) starb 1870 diese Kalb`sche Linie aus.
Friederica Eleonora Sophia
M. v. Ostheim (1764-1831)
⚭
28.12.1782
Johann Aug. Alexander
von Kalb (1747 – 1814)
Charlotte Sophia Juliana
M. v. Ostheim (1761-1843)
⚭
25.10.1783 Dorfkirche Dankenfeld
Heinrich Julius Alexander
von Kalb (1753-1806)
– 1795 königl. franz. Major
– 1806 erschoss sich am Osterdienstag im „Goldenen Han“ in München
16. Taufstein / Abendmahlskelch / Taufschüssel
Taufstein
Abendmahlskelch
Das am Fuße des Kelchs angebrachte Ehewappen Marschalk-Schrümpfen – 1582 erinnert an Wolf Christoph M. v. O. und seiner ersten Frau Margaretha Schrimpfin von Berg.
Taufschüssel
Am Rand der Taufschüssel ist das Ehewappen Marschalk – Rosenau eingraviert. Dieses erinnert an die Urgroßeltern von Charlotte Kalb: Philipp Erdmann Marschalk v. O. und Elisabetha Lucretia Marschalkin v. Ostheim, geb. von Rosenau.
17. Doppelepitaph
18. Doppelepitaph aus Holz
An der Südseite befindet sich das Doppelepitaph aus Holz (Spätrenaissancearbeiten des frühen 17. Jahrhunderts), gewidmet den Mitgliedern der Familie Rumrodt. Die Rumrodt`s waren Erbtruchsesse zu Würzburg und hatten einen Ansitz auf der Ganerbenburg Salzburg.
Das Holzepitaph gedenkt der Geschwister Maria (linkes Bildfeld) und Hans Geörg von Rumrodt (rechtes Bildfeld). Deren Schwester Johanetta von Rumrodt war die zweite Frau von Wolf Christoph M. v. O. Sie vermachte der Kirche ein Kapital von welchem der Pfarrer jährlich 5 und der Lehrer jährlich 10 fl. frk. als Zins erhielt. Sie starb 1635 zu Sindershausen und ward in der Friedelshäuser Kirche begraben. Der Vater war Johann Wilhelm von Rumrodt zu Wenigentafte (Winnigen Taffta), Schultheiß zu Hammelburg – er liegt hier in der Kirche begraben.
Links im Bildfeld: Das „Jüngste Gericht“, darunter die Gedenkinschrift auf Fräulein Maria von Rumrodt:
Anno 1638 ist in Gott entschlaffen die woledle viel ehrentugendsame Jungfraw Maria von Rumrott deren Seel Gott gnedig sein wolle.
Im Kirchenarchiv ist vermerkt: Anno 1638 den 14 Nov. umb 3 Uhr entschlief Jungfrau Maria Rumrodt und wurde zu Freidelshausen beygesetzt
Die Gedenkinschrift lautet:
Anno 1629 den 9. Septemb ist der woledle gestrenge und veste Hans Geörg von Rumrot in Gott entschlaffen, seines Alters 60 Jahr und 15 Tag desse Seele Gott gnedig sein wolle
Er wurde hier beigesetzt.
19. Doppelepitaph aus Stein
Mit diesem Doppelepitaph wird der hier bestatteten Eltern der Charlotte von Kalb gedacht
In der Bekrönung finden wir die Ehewappen der Familien „Marschalk von Ostheim“ und „von Stein“
Die zwei Schriftschilde sind von jeweils 16 Ahnenwappen umgeben. Sie ergeben die Ahnen in der Ururgroßeltern-Generation.
links:
Monument
deß Weyland Reichs
Frey Hochwolg. Herrn
Herrn Johann Fried Phillipp
Auf Waltershausen, Harles Althausen
Trabelsdorf Dankenfeld Ihro Kaiser
Maj. Würck’s Rath Churpfaltzisch und
Hochfürst’s Bamberg Respectiue
Herr Rat 1768 den 5. July
Denat 1768 den 28. Octobr
Aet 45 Jahre 3 Mon
rechts:
Ehren
Gedächtnis der
Weyland Reichs
Frey Hochwohlg. Frau Frau
Wilhelmina Rosina Marschalck
von Ostheim Gebohrne Von Stein
Geb. Ano 1733 den 10. Junius
Vermählt 1758 den 28. Octob
Gestorben 1769 den 23. April
Ihres Alters
35 Jahre 10 Monath 3 Tage
Info: Sie bedachte die hiesigen Armen mit einem Vermächtnis von 600 Gulden.
20. Kerzenlöscher, Erntekrone
Der Kerzenlöscher
Das auf einem Stab befestigte sogenannte Löschhütchen aus Metall wurde über die brennende Flamme der Altarkerzen gestülpt und somit der Sauerstoff entzogen – die Flamme erlosch.
Der Kerzenleuchter
Die Erntekrone
Erntedank – „Unser tägliches Brot gibt uns heute“
Das Erntedankfest gehört zu den ältesten Festen der Menschheit.
Nach der Erntezeit (Ende September/Anfang Oktober) dankt die Christengemeinde Gott für die Gaben. Der Altar wird mit den Früchten aus der Landwirtschaft/den Gärten festlich geschmückt.
„Vergiss nicht zu danken den ewigen Herrn, er hat dir viel Gutes getan.“
In manchen Gemeinden wird aus den Ähren der verschiedenen Getreidesorten die sogenannte Erntedankkrone geflochten. Im ev. Gesangbuch Lied 508, Strophen 1-4 wird die Dankbarkeit über den Ertrag in Landwirtschaft und Gärten besungen. Es liegt nicht allein in der Hand des Menschen, dass alles so gedeiht. Das tägliche Brot ist für viele Menschen gerade nicht alltäglich.
1. Strophe
Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!4. Strophe
Er läßt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf; er läßt die Winde wehen und tut den Himmel auf. Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot; er gibt den Kühen Weide und unsern Kindern Brot.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!
21. Änderung Treppenaufgang /
Wegfall Herrschaftsstand an der Westseite
„Der vorhandene Aufgang zur Orgelempore soll beseitigt werden. Dafür könnte ein geradläufiger Treppenaufgang (2) entlang der Westwand, der von der Südtüre her zugänglich ist, geschaffen werden.“
Der seit dem Bau der Kirche bestehende, sogenannte Herrschaftsstand (1), ein mit gepolsterten Sesseln abgeschlossener Raum, entfiel dadurch.
Der einzige frühere Zugang (3) von der Nordseite zu den Emporen und zum Herrschaftsstand.
22. Kirchenpatronat in Waltershausen, Wappen
Bei der letzten Innenrenovierung der Kirche (Ende 1974) wurden in der Mitte des ehem. Herrschaftsstandes die beiden Wappen der Familien Marschalk von Ostheim und von Rosenau aufgemalt.
Kirchenpatronat in Waltershausen
Bis 1782 waren die Marschalk`s v. O. die Patronatsherren.
Sie hatten u. a. die Pflicht Arbeiten an der Kirche und Pfarrbauten – wenn erforderlich – auszuführen, eventuell die Besoldung des Pfarrers zu übernehmen. Als Patronatsherren hatten sie das Recht auf einen besonderen Sitzplatz in der Kirche (Herrschaftsstand) und die Erwähnung im Gebet sowie das Recht auf ein Begräbnis in der Kirche.
Ab 1523 wurde die jetzige Kirche (früher Bildhausen) ihre Erbbegräbnisstätte. Weitere Rechte: Pfarrer vorzuschlagen / ihr Vetorecht zu gebrauchen bei der Besetzung eines Pfarramtes durch Personen, die nicht ihren Vorstellungen entsprachen.
Waltershausen hatte früher auch ein Patrimonialgericht, welches 1818 mit dem Landgericht Königshofen zusammengelegt wurde. Die Adelsfamilien, wie die Reichsritter, waren teils unabhängig. Sie bestimmten in ihren Gebieten die Kirchenordnung und hatten die niedere Gerichtsbarkeit inne. Sie waren Gründer und Stifter von Kirchen, übten weltliche und geistliche Schutzfunktionen aus und achteten auf Privilegien wie kirchliche Grabmäler oder Gedenkporträts. Ihre Untertanen waren Lehens-, -fron oder steuerpflichtig.
23. Freitreppe zur Empore
alt (linkes Bild)
Die doppelflügelige, überdachte Freitreppe: früher der einzige Aufgang zu den Emporen, zum Glockenturm und der direkte Zugang vom Schloss – über die rechte Treppenseite – zu den Herrschaftsständen.
neu (Bild rechts oben)
„Der außenseitige Emporenaufgang an der Nordseite mit doppelläufiger Treppe und Satteldach erscheint reichlich aufwendig. Er stört die im Übrigen geschlossene Nordansicht der Kirche nicht unwesentlich.“
24. Glocken
Die Glocken der St. Georg Kirche von Waltershausen
Quellennachweise: – Pfarrbuch von Waltershausen
– 500 Jahre Kirche Waltershausen, H. Merkl/Pfarrer R. Held
Die Glocken sind ein unverzichtbarer Brauch im christlichen Glauben. Sie rufen uns in Freud und Leid, in guten und in schlechten Zeiten. Sie begleiten uns täglich ein Leben lang, von der Taufe bis ans Ende unserer irdischen Tage. Früher läuteten sie auch bei Kriegs- und Brandgefahr. Als noch nicht jeder eine Uhr sein Eigen nennen konnte, waren die Glocken in Verbindung mit der Kirchturmuhr ein wichtiger Zeitgeber.
Zu unseren vorhandenen drei Glocken in der St. Georg Kirche
Wenn vom Kirchturm über den Ort durchs Milztal die Glocken hell und freudig klingen, kommt es von unseren vorhandenen drei Glocken, die im Turm, im sogenannten Glockenstuhl, hängen. Die Glocken sind auf die Töne d‘‘, e‘‘ und g‘‘ gestimmt, das es ein schönes Geläut gibt.
Ganz oben hängt die größere alte d‘‘-Glocke, daneben die kleinere e‘‘-Glocke und darunter die kleine g‘‘-Glocke.
d‘‘-Glocke:
- Durchmesser 685 mm
- Gewicht 180 kg
- gegossen im Jahre 1797
Sie trägt folgende Inschrift: „Goß mich Joh.Mayer in Rudolfstadt 1797 Zur Kirche Waltershausen im Grabfeld gehörig Joh. Friedrich Nenninger Pfarrer
VERBUM DOMINI MANET in AETERNUM“
e‘‘-Glocke:
- Durchmesser 614 mm
- Gewicht 133 kg
- gegossen im Jahre 1972
Sie trägt folgende Inschrift: „Gestiftet von den Vereinen und der politischen Gemeinde Waltershausen + 1972“
g‘‘-Glocke:
- Durchmesser 518 mm
- Gewicht 81 kg
- gegossen im Jahre 1972
Sie trägt die Inschrift: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch + Johannes 14,27 1972“
Die beiden neuen Glocken e‘‘ und g‘‘ wurden von der Glockengießerei Gebr. Rincker, Sinn-Dillkreis, gegossen.
Geschichtliches zur Glocke von 1797
1794 zersprang die größere Glocke mit der Aufschrift „Soli Deo Gloria, Caspar Adam Marschalk von Ostheim MDCXXXI“ und wurde im selben Jahr mit der kleinen Glocke mit den Schriftzügen des 13. Jahrhunderts mit der Aufschrift: „Ave Maria, plena gracie, Dominus tecum“, die ohne Zweifel nach päpstlicher Sitte noch getauft wurde, umgegossen. Am 3. Advent 1794 wurden die neuen beiden Glocken zum ersten Mal gebraucht. Jede hat die simple Aufschrift: „Zur Kirche Waltershausen 1794“.
1795 zersprang die größere Glocke erneut, 1796 zeigt die kleinere Glocke einen Riss. Damit schweigt das Geläut in Waltershausen ganz. Im Jahr 1797 schließlich, nach vielen Bemühungen von Pfarrer Nenninger, wird von Glockengießer Joh. Mayer in Rudolstadt die Glocke gegossen, die heute noch da ist, unsere große d‘‘-Glocke. Im 1. und 2. Weltkrieg wurde sie wegen ihres besonderen kunstgewerblichen Wertes von der Ablieferung befreit.
Neue Glocken wurden benötigt und so wurden die beiden Glocken, die e‘‘-Glocke und g‘‘-Glocke im Jahre 1972 Wirklichkeit – das war auch schon der Traum von Pfarrer J. F. Nenninger (seinerzeit Pfarrer von 1782 – 1828).
Am 15.09.1972 ist folgendes vermerkt: „Auf Wunsch der Kirchengemeinde Waltershausen wird das Geläut dieser Kirche umgeformt, d. h. , es werden zwei neue Glocken beschafft, während eine jetzt in der Kirche vorhandene Glocke an einem anderen Ort in Waltershausen aufgehängt wird.* In dem im vergangenen Jahr erneuerten Glockenstuhl der Kirche befinden sich zwei Glockenläutmaschinen, es wird also noch eine dritte Glockenläutmaschine benötigt.“
Die Glocken wurden am 23.01.1971 unter Pfarrer Wendland feierlich eingeholt und am 04.02.1973 eingeweiht.
* Info: Es handelt sich um die 1949 gegossene kleine Glocke von der Glockengießerei Karl Czudnorhowsky, Erding, Obb. Die Glockenweihe fand am 07.08.1949 statt. Die Inschrift lautet: „ Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden!“
Das gemeinsame Läuten mit der alten Glocke von 1797 war höchst unbefriedigend, da die alte d‘‘ und die neue dis‘‘-Töne hatte. In der Kirchenvorstandssitzung vom 28.08.1972 wurde angedacht, die dis‘‘-Glocke von 1949 der politischen Gemeinde für das neue Leichenhaus zu übergeben. Dort hat sie noch heute ihren Platz und läutet für unsere Verstorbenen das letzte Lebewohl.
25. Läutebuben, Blasebalg
Die Läutebuben
Als es noch keine elektrischen Glockenläutemechanismen gab, wurden die Glocken mit Muskelkraft in Schwung gebracht. Mit Einführung dieser Technik endete die lange Tradition der Läutebuben.
Links von der Orgel in der Kirche von Waltershausen befanden sich in der Decke des Glockenturms Öffnungen, durch welche die Glockenstränge zum Läuten der Glocken geführt waren. Es kostete Kraft, damit durch Ziehen und wieder Nachlassen die Glocken im richtigen Takt hin- und her schwangen, bis sie alle im vollen Geläut erklangen. Am Ende mussten die Klöppel der schwingenden Glocken aufgefangen und angehalten werden, dabei wurde man bei der großen Glocke ein Stück vom Boden in die Höhe gezogen. Zu dieser Zeit hatten die meisten Menschen keine Uhr und waren auf die Turmuhr und den Glockenschlag angewiesen.
Als Schulbuben durften wir zum 12-Uhr-Läuten meist zu zweit die Schule verlassen, um zeitig den Weg von der Schule zur Kirche zurückzulegen.
Bei Beerdigungen waren wir meist zu viert, da außer dem Glockenläuten noch jemand benötigt wurde, der an gut einsehbarer Stelle postiert war, und durch Zeichen zu Verstehen gab, dass sich der Trauerzug vom Haus der Verstorbenen in Richtung Friedhof in Bewegung setzte und mit dem Läuten begonnen werden konnte.
Zur damaligen Zeit wurden die Verstorbenen noch im Hause aufgebahrt und nach der Aussegnung mit der Tragbahre von den Trägern unter dem Gesang der Trauergemeinde zum Friedhof gebracht. Wir als Schulkinder gingen dabei mit und erhielten dafür am nächsten Tag einen Weck in der Schulpause, abwechselnd von den hiesigen Bäckern.
Der Blasebalg
An der linken Seite der Orgel, wo auch geläutet wurde, befand sich der sogenannte Blasebalg (heute nicht mehr vorhanden). Ein wichtiges Element, denn ohne diesen war in früheren Zeiten ein Orgelspiel nicht möglich. Durch das gleichmäßige Treten des Blasebalgs mit den Füßen wurde ein Luftstrom erzeugt, der die verschiedenen Größen der Orgelpfeifen zum Klingen brachte. Veränderte sich die Luftmenge, waren die Töne verschieden, ein strenger Blick des Organisten war die Folge.
Heutzutage wird der Luftstrom über motorisierte Gebläse erzeugt (Einbau 1950). Da es vorkam, dass manchmal der Strom ausfiel, wurde der Kirchendiener oder wir als Läutebuben hinzugezogen. Da es auch Kraft kostete, wurde der Blasebalg von zwei Buben betätigt, die sich an einer Haltestange festhielten. Die Halterung befand sich an der Ostseite des Orgelgehäuses.
26. Reformator Martin Luther
Über dem südlichen Eingang zur Kirche in Waltershausen hängt bei der 1. Empore (ehemaliger Herrschaftsstand) ein Bildnis von Reformator Martin Luther.
10.11.1483
als Bergmannssohn in Eisleben geboren und dort am 18.02.1546 gest.
ab 1490
Besuch der Schulen in Mansfeld (Lateinschule), Magdeburg (Domschule) und Eisenach
1501 – 1505
Eintritt in den Bettelorden der Augustiner in Erfurt aufgrund folgenden Erlebnisses: Auf seinem Heimweg als Student, nahe dem thüringischen Dorf Stotternheim, wurde er von einem heftigen Gewitter überrascht. Als ein Blitz in seiner unmittelbaren Nähe einschlug, bekam er große Angst und – so die Legende – soll er in seiner Not die Heilige Anna angerufen haben und gelobte: „Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!“
1507
wurde Luther Priester, anschließend Studium der Theologie an der Universität Wittenberg
31.10.1517
Anschlag der 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg (ist umstritten) – wird als Beginn der Reformation gewertet. Grund war auch der Kauf von Ablassbriefen (Tetzel), das man allein durch Geld sich von seinen Sünden und ohne Beichte loskaufen konnte (eine erhebliche Einnahmequelle der Kirche – Neubau des Petersdoms). Ein Zitat, dass dem Ablassprediger Johann Tetzel (1455-1519) zugeschrieben wird lautet: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt“. Durch den gerade erfundenen Buchdruck verbreitete sich die Kritik in den Städten sehr rasch.
1518
15.06. 1520
Androhung des Kirchenbanns
03.01.1521
wurde der Bann über Luther ausgesprochen – er wurde exkommuniziert, also von der Kirche ausgeschlossen
April 1521
Reichstag zu Worms vor Kaiser und Reich. Nach einem Verhör vor Kaiser (Karl V.), Kurfürsten und den Reichsständen, soll er seine neue Lehre widerrufen. Luther blieb bei seiner Meinung. Nach der Überlieferung soll er den viel zitierten Satz „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen.“ ausgesprochen haben.
25.05.1521
erlässt Kaiser Karl V. das „Wormser Edikt“. Dieser Erlass besagt, dass über Luther die Reichsacht verhängt wurde. Martin Luther war somit rechtlos und somit „vogelfrei“.
Luther auf der Wartburg
04.05.1521
(auf dem Heimweg von Worms) „entführten“ ihn die Soldaten von Friedrich dem Weisen zu seinem eigenen Schutz und brachten ihn auf die Wartburg bei Eisenach. Unter dem Namen „Junker Jörg“ soll er dort in nur 11 Wochen das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche übersetzt haben. Nach Übersetzung des Alten Testamentes erfolgte 1534 die Ausgabe der gesamten Bibel in deutscher Sprache – die sogenannte Lutherbibel. Sie gehört bis heute weltweit zu den meistgelesenen Werken der Literatur.
Glaube bedeutet für Christen:
An das Wort der Bibel glauben und danach zu handeln.
Die Bibel war für Luther die Grundlage des Glaubens, denn nur der Glaube führe zu Gottes Gnade. Er zweifelte an der Unfehlbarkeit der katholischen Kirche (Konzilien) und an der Allmacht des Papstes.
Abb. © E. Wüstling 2017
1522
kehrte Luther nach Wittenberg zurück
1524
Aufgabe des Priestertums
13.06.1525
heiratet Luther die aus dem Kloster entflohene 26-jährige Nonne Katharina von Bora (in dieser Zeit ein ungeheuerlicher Vorgang / die Flucht und das Brechen des Gelübdes hatte damals die Todesstrafe zur Folge). Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor. Katharina spielte im Leben Luthers eine wichtige Rolle. Als Hausfrau und Organisatorin war sie eine gute Wirtschafterin – was auch nötig war, da manchmal viele Gäste zu Tische waren. Martin Luther setzte Katharina vor seinem Tod als alleinige Erbin ein.
1552
wird berichtet, dass Katharina bei einem Wagenunfall verletzt wurde und sie sich davon nicht mehr erholte. Katharina Luther verstarb am 20. Dezember 1552 in Torgau und wurde auch dort begraben.
27. Waltershausen im Zeitalter der Reformation
Quellenhinweise: Pfarrarchiv Waltershausen / Dekanatsbuch Bad Neustadt a.d. Saale
Zusammenstellung E. Wüstling
Die neue Lehre Martin Luthers fand besonders in den reichsfreien Ritterschaften großen Anklang, so auch bei Moritz Marschalk von Ostheim sen. von Waltershausen.
Bereits 1522 zeigte er Interesse an den Schriften Luthers. 1523 bekannte er sich bereits zur evangelischen Kirche und befahl die Messe in Deutsch zu lesen und nicht in Latein, wie auf dem Konzil in Basel 1435 beschlossen wurde. 1523 dürfte somit das Jahr der Einführung der Reformation in Waltershausen und unserer Gegend gewesen sein.
Einige Auszüge aus dem Pfarrarchiv von Waltershausen
Pfarrbuch über die Reformation in Waltershausen:
Kaum hatte Luther angefangen, durch seine Lehre die Mächte des Aberglaubens zu zerstreuen, so drang das wohltätige Licht der Aufklärung auch in das kleine Dörfchen Waltershausen. Der damalige Besitzer desselben, Herr Moritz Marschalk v. O. sen. hatte sich durch das fleißige Lesen mehrerer Schriften des unsterblichen Luthers so helle Religionsbegriffe eigen gemacht, dass er schon im Jahr 1522 als ein Verteidiger der evangelischen Lehre auftreten konnte.
Er bittet in einem Brief vom Tage Johannes des Täufers 1522 an den, des Evangeliums wegen aus Neustadt vertriebenen Predigers namens Ruck nach Wittenberg, um Übersendung von Martinus Büchern und um Mitteilung der Gebräuche und Kirchenordnung zu Wittenberg. („als nemblich mit meßhalten, predigen, Beicht-hören, Sacramentversehen und wie es geschieht“) (Ruck war Bildhäuser Mönch gewesen).
Weiter heißt es, es ist sehr wahrscheinlich, dass Moritz M. v. O. die hier verschriebene wittenbergische Liturgie gleich nach ihrer Ankunft in der hiesigen Kirche eingeführt hat, denn ein Jahr nach seinem Tode wurde der hiesige Caplan Völcker (1524) dem deutschen Messen halber auf würzburgischen Befehl in Haft genommen. Später wird gemeldet: Herr Völcker habe 20 Wochen auf dem sogenannten Rappen, einem Gefängnisturm zu Würzburg gesessen und sei wunderbar daraus entkommen. So viel nur ist gewiss, dass der durch seinen der lutherischen Reformation ergebene Caplan namens Völcker die Messe Deutsch lesen ließ. Wahrscheinlich hat er aber auch andere Mißbräuche abgeschafft.
Ohne Zweifel bekannten sich alle hiesigen Gemeindemitglieder so frühe zur evangelischen Religion, als sie ihre Ortsherrschaft derselben zugetan sahen, denn der Diener richtet sich gewöhnlich nach dem Herrn.
Neben oder gleich nach Johannes Völcker predigte hier ein aus Bad Neustadt/Saale vertriebener Karmelit namens Jakob Theyn das Evangelium. Über den Caplan Jakob Theyn ist im Dekantsbuch Bad Neustadt an der Saale (Seite 129 – 130) noch zu lesen: Neben ihm war Jakob Theyn aus Hollstadt, ein ehemaliger Karmelitermönch, der noch in Würzburg geweiht worden war, in Waltershausen tätig. In seinem in Abschrift noch vorhandenen eigenhändigen Lebenslauf schreibt Jakob Theyn: „Anno domini 1523 in der Pfingstwoche bin ich zum Ritter Herrn Moritz Marschalk kommen, durch Anstiftung zweier Männer zu Wülfershausen habe ich angefangen, das Evangelium zu predigen, ein Jahr zu Waltershausen….“ Waltershausen gehörte damals zum Pfarreiverband Wülfershausen. Nach einem Jahr muss auch er aus Waltershausen weichen, vermutlich wie Johann Völcker auf würzburgisches Einschreiben hin.
Unter einigen Nachrichten von Walterhausen im Landgerichte Königshofen von Christian Bohn, Schullehrer (Dichter des Heimatliedes) steht:
Zu diesen Zeiten dieses Ritters trug sich Folgendes zu:
1) 1517 fing Luther die Reformation an, worauf sich dann im Jahre 1523 Waltershausen schon zur evangelischen Kirche bekannte. Dadurch hörte
2) Waltershausen auf, ein Filial von Wülfershausen zu seyn, als woselbst bisher die hießigen Taufen und Kopulationen hatten geschehen müssen.
Gegenmaßnahmen der neuen Lehre
Auszug aus dem Dekanatsbuch Bad Neustadt an der Saale:
Aus der Reformationszeit:
Weil er die Deutsche Messe nach Luthers „formula missae“ gehalten hatte, war sein Kaplan Johann Völcker Anfang November 1523 verhaftet worden, bald nachdem eine Bulle Papst Hadrians VI. gegen Luther und seine Anhänger auch den Bischof von Würzburg erreicht hatte.
Entsprechend den Ketzerverfolgungsbestimmungen des Laterankonzils von 1215 hieß es in ihr u. a.:
„Auch entscheidet, verkündt und erklärt unsere Autorität, daß es jedem beliebigen Gläubigen erlaubt sei, ihre (der lutherischen Ketzer und ihrer Beschützer) Schlösser, Ländereien, Befestigungen und Güter, jede beliebigen Mobilien und Immobilien erlaubterweise und ungestraft zu besetzten, in Besitz zu nehmen und sich anzueignen, auch daß ihre Personen gefangen zu nehmen und in dauernde Sklaverei zu führen und durch weltliche Gerichte der Todesstrafe zu übergeben seien; auch ihre Körper des kirchlichen Begräbnisses entbehren sollte.“ – Ein offener Aufruf zum Landfriedensbruch!
Einen Monat nach Erlaß dieser Bulle war Papst Hadrian gestorben. Am selben Tage wie Ritter Moritz von Ostheim auf Waltershausen, am 14. September, dem Tag der Kreuzerhöhung, mußte er mit dem Ritter vor Gottes Angesicht treten – ein eigenartiges Zusammentreffen der Geschichte.
Ein Widerspruch zur kirchlichen Lehre, die zur Einhaltung der 10 Gebote mahnt, besonders der Aufruf über die Ketzerverfolgungsbestimmungen zu den Geboten 5, 7 und 9.
Auszug aus „Der kleine Katechismus“ von Dr. Martin Luther:
5. Gebot – Du sollst nicht töten. – Was ist das?
„Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseren Nächsten
an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen
und fördern in allen Leibesnöten.“
7. Gebot – Du sollst nicht stehlen. – Was ist das?
„Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseres Nächsten Geld
oder Gut nicht nehmen, noch mit falscher Ware oder Handel an uns
bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten.“
9. Gebot – Du sollst nicht lassen Gelüsten deines Nächsten Haus. – Was ist das?
„Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseren Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause stehen, noch mit einem Schein des rechten Arm uns bringen, sondern ihm das selbige zu behalten, förderlich und dienstlich sei.“